Lernen durch Spielen

Veröffentlicht am 14. August 2013 um 14:58

Uff. Nach 2 Wochen im neuen Job komme ich langsam an. Die erste Euphorie ist verflogen, die nächste Welle wird in Kürze erwartet.

Es macht einen Heidenspaß. Ich werde wirklich dafür bezahlt, um mit kleinen Kindern zu spielen, zu kuscheln und so viel Spaß wie möglich zu haben. Nicht, dass das nicht anstrengend wäre. Natürlich ist es das. Ständig turnt wer um dich rum, irgendwer sitzt auf deinem Schoß, jemand quengelt und der Rest schreit. Man lernt Stille ganz neu schätzen. Und welche Farben wieder raus gehen und welche nicht (Kinderlabello mit Erdbeergeschmack in der Hosentasche mit gewaschen gibt arge Fettflecken, Wassermalfarbe ist kein Problem).

Dazu kommen völlig neue Bekleidungsprobleme. Wann hast du zum letzten Mal in einer Jeans auf dem Boden gesessen und mit Holzklötzen gespielt? Versuch´s mal und beobachte dabei deinen unteren Rücken. Klar, der kann auch entzücken, aber die Kinder bringt sowas eher zum Lachen. Die Eltern zum Nachdenken. Glücklicherweise habe ich noch ein oder zwei Jeans im Schrank, die nicht Hüftgeschnitten sind und meinen Hintern auch im Schneidersitz da halten, wo er hin gehört: IN der Hose.

Allerdings dürfte sich dieses Problem in wenigen Wochen erledigt haben, denn zum Essen komme ich nicht. Dazu hab ich zu viel zu tun. Und die Mittagsportion hat halt auch Kindergröße. Wie übrigens alles andere auch: Stühle (wieder das Hosenproblem), Tische, Toiletten (kein Kommentar)…

Rückenschonend ist echt anders. Wie gut, dass ich Yogalehrerin werde, da sollte ich das auffangen können. Und im Übrigen sitzen wir im Yogaunterricht ja auch ständig auf dem Boden… Sitzmöbel sind im Osten anscheinend überbewertet.

A propos Yoga. Da kann man von den Kindern noch was lernen. Also, wenn ich einen Kopfstand auf meinem Hochbett versucht hätte und dabei runter gesegelt wäre, um Nachts noch ins Krankenhaus zu fahren und einige Tage was von diesem Erlebnis zu haben, würde ich wahrscheinlich nicht am nächsten Tag voller Inbrunst um Aufmerksamkeit bitten („GUCK MAL!!!!“) und gleich erneut einen Kopfstand versuchen. Respekt!

Man braucht Geduld, Ruhe, Durchsetzungskraft und eine gehörige Portion Wahnsinn, um es mit diesen kleinen Menschen aufzunehmen. Und doch ist es schön, denn ich werde geherzt, umarmt, liebevoll angeschrien („JETZT GUCK DOCH MAL!!!“), zum Lachen gebracht und aufgeklärt („Nee, Gedanken lesen kann ich nicht. Ich kann nämlich nicht lesen.“). Ich lerne jeden Tag dazu und freue mich wie ein Schneekönig, wenn ich merke, dass die Kinder mich mögen oder ich Ihnen etwas bei bringen kann.

Und da wird mir bewusst, wie sehr man durch seine Arbeit beeinflusst wird. Wir verbringen jeden Tag so viele Stunden am Arbeitsplatz, können uns die Menschen, mit denen wir zu tun haben, nicht immer aussuchen, die Launen, mit denen wir bombardiert werden, oder die Dinge, die wir erleben.

Wie viele Assoziationen verbinden wir mit Erlebnissen, die mit der Arbeit zu tun haben? Wie oft denken wir nach Feierabend noch über Sachen nach, die eigentlich in di Arbeitszeit gehören?

Tatsächlich hat sich mein Leben verändert. Ich habe mich verändert. Nicht merklich oder grundlegend. Aber ich habe andere Arbeitszeiten, plane mein Leben also ganz anders als bisher. Ich kann Neues ausprobieren (ich war zum Beispiel Bogen schießen!), regelmäßig Freunde treffen (ja, das dritte Wochenende im September könnte ich) oder mir etwas gezielt vor nehmen, ohne Angst vor spontaner Planänderung seitens der Chefetage haben zu müssen (Montags Weiberabend??).

Ich denke über Kinder und deren Entwicklung nach, heißt ich beschäftige mich mit Wachstum, Lernen und positiver Beeinflussung. Finde ich jetzt nicht den schlechtesten Fokus.

Und ich verdiene mehr. Und wo das Geld hin fließt, ahnt wohl jeder, der mich einigermaßen kennt (Und nein: Man kann nie genug Bücher haben!).

Mir wird einfach wieder mal bewusst, welchen Einfluss der Beruf auf das eigene Leben hat und bin deshalb einfach froh, wieder was zu machen, was mir Freude bereitet. Leute, echt, wenn ihr glücklich in eurem Job seid, bringt dem Chef und/oder den Kollegen mal wieder einen Kuchen und ein paar Flaschen Sekt mit.

Wenn ihr es nicht seid, dann sucht euch was anderes. Ihr tut das nur für euch, nicht für die zickige Kollegin, den ätzenden Chef, der erwartungsvollen Großvater. Scheiß drauf. Vertrau dir selbst, tu, was du willst und schick ein paar Bewerbungen ab.

Dann klappt`s auch mit der Freizeit.

Shine on!!

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