Zahnarztesuch und Wolkenbruch

Veröffentlicht am 15. Mai 2013 um 14:45

Mein Mund ift betäubt, denn ich war beim Fahnarft. Machfte nixff. Aber wenn die Betäubung wieder nachläfft, kann ich ja wieder Fokolade effen.

Das Wetter war zwischendurch mal schön und sonnig, ließ uns alle aus ihren Winterlöchern kriechen und die dicken Mäntel auf den Speicher verbannen, um sich endlich am Rhein zu sonnen, nur um uns jetzt mit noch schwereren Depressionen und Frostbeulen wieder im Regen stehen zu lassen. Regen und Traufe und so.

Meine Ausbildung zur Yogalehrerin lässt mich glücklich seufzen, wenn ich nicht gerade völlig genervt auf der Arbeit sitze und wieder mal jemand auf meiner Nase einen Stepptanz vollführt.

Es ist zum aus der Haut fahren. Yoga, Meditation, ein gutes Glas Wein mit noch besseren Freunden, Kirmesgänge mit den Müttern am Muttertag und etliche Saunabesuche – und doch bin ich immer noch nicht glücklich. Wellness hinter, Corfu vor mir und doch ist da wieder das böse PMS-Monster, dass kichernd hinter der nächsten Ecke steht und mir schon wieder ein Bein stellt.

Ich habe viel darüber nach gedacht, was man nicht alles tun muss, um endlich dauerhaft glücklich zu sein. All die Bücher und Kurse, Trancen und Cd´s, Gespräche, neue Klamotten und gute Vorsätze – das alles hat eines gemeinsam: Es macht uns kurz oder auch für länger glücklich, aber dann geht es vorbei.

Ich bin zu einer für mein Leben einschneidenden Erkenntnis gekommen – mal wieder. Und mal wieder ist es überhaupt nichts Neues. Nein, es ist sogar die Grundlage allen uns bekannten Lebens und Seins und doch ist sie nur den wenigsten von uns wirklich bewusst: Alles wird vergehen. Vielleicht halten wir uns deshalb so krampfhaft an unseren Partnern, Zukunftsvisionen und Vorstellungen fest. Unterbewusst haben wir es nämlich schon längst geschnallt. Alles ist vergänglich.

Es mag sich im ersten Moment etwas melancholisch anfühlen und einige von uns bekommen bei dem Gedanken Beklemmungen. Doch unerschütterliche Optimistin, die ich bin, sehe ich es wieder von der sonnigen Seite. Meine Lippe ist betäubt? Das geht vorbei. Regenwetter? Wird vergehen und es wird die Sonne scheinen. Und nervige Arbeit nähert sich immer dem Feierabend.

All die Dinge, die man tut, um endlich mal seine innere Mitte zu finden, wie die oben aufgezählten Kurzweiligkeiten, sollte man nicht mit einem Motiv tun. Man sollte sie genießen. Man sollte sich etwas gönnen. Sollte nicht nur wegen des Ergebnisses in den Schneidersitz gehen, sondern die Stille und die Stimmen im Kopf gleichermaßen willkommen heißen.

Denn, egal wie viele Kopfstände oder Zen-Meditationen man macht, man muss immer wieder zurück auf die Autobahn und danach diskutieren, wieso man schon wieder die Milch vergessen hat.

Und in diesen Momenten sage ich mir jetzt: Das geht vorbei. Auch das geht vorüber. Es wird gewesen sein.

Nichts im Leben bleibt ewig. Nichts kann man festhalten und fixieren. Das Leben ist ständig in Bewegung und wie auch die schönen Momente vergehen, so tun es auch die schlechten. Doch anstatt das anzunehmen und weiter zu gehen, heulen wir den schönen nach und ärgern uns trotzdem, wenn wir Zeit mit Jemandem verbringen müssen, den wir nicht leiden können. Dabei wäre es doch viel angenehmer, die tollen Momente zu genießen und sich in den Kack-Momenten einfach zu sagen „Es geht vorbei!“. Atme tief durch, seufze ungehemmt und lass es los. Es geht vorbei. Keine Sorge.

Und somit heißt mein Fazit: Der Mensch ist nicht dazu gemacht, dauerhaft glücklich zu sein. Jeder, der versucht, nur Freude zu verstrahlen und die schlechten Tage ignoriert, hat es nicht verstanden. Scheißtage gehören zum Leben. Punkt. Und sie gehen vorbei. Und dann kommt die Sonne raus und wir treffen uns wieder mit Freunden am Rhein, grillen und sind glücklich, mal wieder einen so schönen Tag zu erleben. Und kommt der Wolkenbruch: Tanze im Regen und wisse, er geht vorbei!

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