so what

Veröffentlicht am 22. Dezember 2012 um 21:26

Es ist der 22.12.2012 und die Welt dreht sich immer noch. Das Jahr ist fast um und so sehr ich mich auch auf 2012 gefreut hatte, so froh bin ich, dass das Jahr endlich geschafft ist. Es war anstrengend, desillusionierend und traurig.

Mein Geburtstag war ein Reinfall, Weihnachten wird auch nicht besser und ich weiß mit meinen 31 Jahren immer noch nicht, was ich will oder wo ich sein sollte.

Mensch sein ist halt manchmal ganz schön scheiße.

Trotzdem bin ich froh, mich für eine weitere Reinkarnation zu dieser Zeit entschieden zu haben. Ich meine, wir haben Schlange gestanden, um zu dieser Zeit hier unten im Getümmel zu sein, oder? Ich kann meinen Kindern erzählen, ich habe das Jahr 2000 kommen und gehen sehen und ich habe länger gelebt, als die Mayas rechnen konnten. Ist doch auch schon mal was.

Aber was soll´s, meine Mädels und ich haben gestern den Weltuntergang und Weihnachten trotzdem schön gefeiert. Es gab Geschenke, Sekt, Nudeln vom Italiener, Grundsatzdiskussionen was das Leben im Allgemeinen und die Männer im Besonderen angeht und Horrorfilme. Liebesfilme sind für´s erste gestrichen, braucht nämlich eh kein Mensch.

Und mein Leben? Tja, auch in meinem Leben hat sich das Chaos nieder gelassen. Ich weiß nach all den Jahren immer noch nicht, was ich will oder wo es hin geht.

Meine eigene Ambivalenz regt mich auf. Erwarte ich wirklich zu viel? Noch vor 2 Generationen war es normal, einfach verheiratet zu werden. Man konnte froh sein, wenn man jemanden heiraten durfte, den man lieben kann. War das nicht schon ein Sieg?

Und heute? Man hat Partner, Auto, Haus, Job, Freunde, Familie. Es gibt Liebe in meinem Leben, eine bezaubernde Katze, meinen Beruf habe ich mir selbst ausgesucht und wenn ich nicht will, brauche ich weder heiraten, noch Kinder kriegen.

Und doch reicht das alles nicht.

Gestern Abend wurde uns dann klar, dass die Überschrift für 2012, sollte man denn nach einer suchen wollen, einfach nur „Dat reicht nicht!“ lauten müsste.

Nein, es reicht nicht. Der Job, der Mann, das Haus – das alles reicht uns nicht. Unsere Generation will noch mehr. Und was wir wollen ist so einfach, so simpel, dass man es leicht übersehen kann: Wir wollen Glück. Wir wollen Menschen um uns herum haben, die uns glücklich machen. Wir wollen einen Job haben, der uns glücklich macht. Wir wollen ein zuhause haben, das uns glücklich macht.

Es geht schon lange nicht mehr um Statussymbole oder Geld oder das, was die Nachbarn denken. Nein, unsere Generation ist so behütet aufgewachsen, dass wir nach höheren Zielen streben. Unsere Ideale haben nichts mit gepflegten Vorgärten zu tun. Wir wollen nicht nur Liebe und Sicherheit. Pah! Wir Idealisten der Neuzeit wollen unabhängig sein, wollen uns verwirklichen und unseren Weg gehen.

In einem waren wir uns gestern einig: Es ist egal, ob du in einem Haus oder einer Wohnung lebst. Es ist egal, ob du Auto oder Bahn fährst. Es ist auch egal, was du verdienst. Jeder von uns kann in jeder Situation glücklich sein. Wenn er dafür kämpft. Wenn er oder sie sich dafür einsetzt.

Und während ich noch meine, dass das alles vielleicht doch reichen sollte, verdrehen die Mädels wieder die Augen und fragen mich einstimmig, was ich eigentlich für mich tue.

Ich arbeite daran. Mich zu fragen, was ICH will, unabhängig von anderen. Ich arbeite daran, zu sagen, was ICH denke, auch auf die Gefahr eines Streites hin. Und ich arbeite daran, zu tun, was ICH will, auch, wenn ich dadurch private Zeichen setze.

Und so stehen die nächsten Tage unter dem 2-Wort-Motto „so what!“ Denn ich habe überhaupt keine Lust, ein „Ja, aber“-Mensch zu sein. Wenn überhaupt, dann eine „Ja, nee“-Type. Besser wäre noch „Fuck off!“, aber so hart wollen wir mal nicht werden. Denn noch ein Jahr unter „Dat reicht nicht!“ braucht kein Mensch!

 

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