Der Tod. Teil des Lebens. Angsteinflößende Thematik, gern verdrängte Tatsache und oft negierte Erfahrung.
Der Tod. Was für ein Scheiß Thema. Wer mag sich damit schon freiwillig auseinander setzen? Abgesehen vielleicht von Leichenbestattern und Paläontologen.
Der Tod. Bringt er nicht nur Trauer und Abschied und Sorge mit sich? Will man nicht in seiner Freizeit schöne Dinge um sich haben, nette Geschichten hören, an ein happy end glauben?
Bei mir war das bis vor kurzem so. Natürlich möchte ich mich in meiner Freizeit mit angenehmen Dingen beschäftigen. Dingen, die mich glücklich machen, ablenken von dem Stress des Alltags, Dinge, di mich zum Lachen bringen. Der Tod gehörte da vorrangig nicht unbedingt auf die Liste meiner liebsten Freizeitthemen.
Aber zurzeit ist ungemein viel im Wandel. Es liegt etwas in der Luft. Es riecht nach Veränderung. Alles entwickelt sich, formt sich neu, wird transformiert. Und das Thema Tod kommt immer wieder hoch. Selbst, wenn es nicht der Tod des menschlichen Körpers ist, sondern der Tod einer Beziehung, der Tod von Freundschaften oder der Tod von glücklichen Arbeitsbeziehungen. Dazu kommen verstorbene Großeltern, Haustiere, Großtanten. Ich kenne gerade kaum jemanden, der nicht eine persönliche Baustelle im Herzen mit sich rum trägt. Krankenhausaufenthalte, Abschiede, Auszüge.
Was zur Hölle ist da los? Haben wir nicht alle gehofft, dass das so oft angepriesene Jahr 2012 nur besser werden kann, als die vorherigen? Und jetzt hinterfragen plötzlich alle ihren Stand, ihren Status, ihren Lebenssinn!! Wir gehen auf Beerdigungen, fragen uns, ob wir nicht kündigen sollen, hinterfragen Freundschaften. Und wozu??
Ich denke, dass das Jahr 2012 das Jahr der Entscheidungen ist. Das Jahr der Veränderungen. Und das Jahr der Wahl.
Das Leben funktioniert jetzt direkter, schneller, ehrlicher. Wir entscheiden uns. Für das Leben oder gegen das Leben. Für den bisherigen Weg oder dagegen. Alte Energien wollen frei gesetzt werden, alte Geschichten möchten beendet werden. Das Neue bahnt sich seinen Weg und der Tod hilft ihm dabei. Ich sehe den Tod als eine Art Handlanger für das Leben, ein Unterstützer, der die gesäten Energien einsammelt. Das kann scheißewehtun. Abschied ist nicht des Menschen Stärke. Aber es ist wichtig und nötig. Das Leben geht weiter. Was für ein bescheuerter Spruch. Man möchte würgen…
Und doch… Der Tod gehört zum Leben dazu. Das tat er schon immer. Und das wird er immer tun. Er gibt dem Leben erst seinen Wert, macht Vergänglichkeit deutlich. Klar, wenn du einen lieben Menschen oder einen haarig-flauschigen oder auch gefiederten Gefährten verloren hast, kannst du auf solche Weisheiten auch einfach verzichten. Verstehe ich nur zu gut.
Aber wir haben uns entschieden. Haben wir nicht die Veränderung gewählt? Wollten wir uns nicht weiter entwickeln? Wollten wir nicht endlich auf die nächste Ebene gehen?
Dazu gehört es, alte Dinge, Geschichten, Menschen, die mit dem Leben abgeschlossen haben, los zu lassen. So weh das auch tut. Die Welt transformiert sich, dreht sich auf eine höhere Ebene, schwingt auf einer neuen Plattform. Das ist gut. Das beinhaltet Schönheit.
Das Leben wird weiter gehen. Und die Seelen derer, die gegangen sind, sind wieder frei für neue Abenteuer, für neue Geschichten, für neue Körper.
Jeder Mensch lebt sein Leben nach seinen Entscheidungen.
Ob er das weiß, oder nicht. Und dazu gehört auch die Entscheidung, noch was hier zu bleiben oder los zu lassen und neu zu beginnen, weiter zu gehen. Manchmal ist das ein großes Geschenk für die, die bleiben. So weh das auch tun mag, hieran kannst du wachsen, dich weiter entwickeln.
Wenn du gerade jemanden verloren hast, dann trauere. Lass deinen menschlichen Aspekt der Wut und Trauer ruhig zu. Du hast alles Recht der Welt dich verlassen und einsam und traurig zu fühlen. Aber sei dir auch bewusst, dass du um dich selbst trauerst und nicht nur um den Menschen, der gegangen ist. Du bist traurig, weil da ein Loch in deinem Leben hinterlassen wurde, dass sich nicht füllen lässt. Du bist traurig, weil du verlassen wurdest. Du bist traurig, weil du dich alleine fühlst. Der Mensch, der ging, dem geht es gut. Der ist auf der anderen Seite des Schleiers und feiert eine Party! Und dann ist ein Teil von ihm an deiner Seite und versucht dir zu sagen, dass es ok ist.
Es ist ok, dass er ging.
Wir wollen das nicht hören, sind zu sehr mit unserer Trauer beschäftigt. Greife tief in die Scheiße, trauere, leide, sei verlassen. Aber finde auch wieder den Weg hinaus. Glaubst du, dass der Mensch, der ging, dich gerne trauern sieht? Glaubst du, es macht die Verstorbenen glücklich, wenn sie uns leiden sehen? Irgendwie wäre das ziemlich mies, meinst du nicht?
Jeder hat seine Art, sich mit dem Tod auseinander zu setzen, seinen ureigenen Umgang mit Unumgänglichen. Auch das ist gut. Es gibt kein Rezept, das für alle gilt.
Aber eins ist sicher. Der Tod ist nichts Böses. Er will uns nicht persönlich ans Bein pinkeln. Er hat eine ziemlich miese Rolle abbekommen in diesem Spiel, das man Leben nennt. Und er spielt sie gut. Und man kann ihn nicht abwenden. Wir müssen mit dem Tod leben. Er ist ein Teil von uns. Und aus gutem Grund. Er hilft uns, weiter zu gehen. So oder so.
Und noch eins ist sicher: Das eigentlich Konstante in unseren Leben ist die Veränderung. Und es ist einfacher für uns, sie anzunehmen. Leiste keinen Widerstand. Du kannst nicht gewinnen, du verlierst nur Energie. Nimm sie an, akzeptiere, was da kommt. Simple Worte, schwierig umzusetzen.
Setz dich damit auseinander, finde deinen Weg, tu, was du musst, um wieder klar zu kommen.
Aber gib nicht auf. Dieses Leben wurde dir nicht geschenkt, um aufzugeben. Mach weiter. Einen Tag nach dem anderen, einen Atemzug nach dem nächsten. Mach einfach weiter und gib nicht auf. Und vertraue darauf, dass du deinen Weg finden wirst. Du bist nicht alleine, weißt du? Hier sind 7 Milliarden Menschen auf dieser blauen Kugel, die sich mit dem Tod auseinander setzen. Wie du.
Weitergehen. Atmen. Nicht aufgeben.
Ich bin bei dir.
Shine on.
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