Der Beobachter

Veröffentlicht am 27. September 2011 um 10:27

Ich melde mich einigermaßen akklimatisiert wieder zurück. Eine Woche durcharbeiten ist doch etwas anstrengend. Aber ich bin wieder zuhause, konnte mich einen Tag ausruhen und bin wieder im Alltag angekommen. Auch wenn ich nach wie vor das Gefühl habe, dass sich etwas tut, ohne genau sagen zu können, was und wie.

Mein Selbstversuch war recht interessant. Eine Woche keine Sorgen machen, kein Problem! Dachte ich. Weit gefehlt. Es ist doch nicht zu fassen, worüber man sich als Otto-Normal-Verbraucher alles sorgen kann. Um Öffnungszeiten, To-Do-Listen, andere Menschen, was ist wenn, was wenn nicht…

Meine Güte, der Verstand ist wirklich nicht immer einfach zu ertragen. Immer dieses Gebrabbel! Ich habe zwischendurch immer mal wieder inne gehalten und tief geatmet. Um runter zu kommen, Energien zu bewegen, meinen Kopf frei zu bekommen. Aber der Verstand ist schon seit Ewigkeiten darauf konditioniert, uns alles zu zeigen, was eine potentielle Gefahr darstellen könnte.

Die Ironie: Er hilft uns damit nicht wirklich. Wir machen uns einen Kopf um Dinge, die wahrscheinlich niemals eintreten werden, die schon längst passiert sind oder einfach unserer Phantasie entspringen.

Wirkliches, echtes Gewahrsein, im Hier und Jetzt ankommen, ohne das Gefühl, man müsse aber noch dies und das machen oder werden – ich glaube, das kennen die Wenigsten.

Wir sollten uns bewusst machen, dass all diese Gedankenspiele genau das sind, nämlich Spiele. Makyo, Ablenkungen, Irreführungen. Alles unwichtig. Paulo Coelho spricht hier vom „zweiten Bewusststein“. Das Lied, das wir im Kopf haben, die Einkaufsliste, die wir noch schreiben müssen, der liebe Mensch, der uns, gewollt oder nicht, im Hinterkopf überall hin begleitet.

Aber sind das wirklich wir? Nein. Das ist nur der Verstand, der versucht, seine Arbeit zu machen, der verarbeitet, erinnert, sortiert, archiviert und nervt.

Das wirkliche ICH lebt dahinter. Es ist der Beobachter, der sich all diese Dinge von oben ansehen kann, ohne davon berührt zu werden. Du bist nicht deine Gedanken. Du bist Bewusstsein, Gewahrsein. Nutze deine Sinne, um wieder im Hier anzukommen. Lausche, siehe, rieche. Nimm wahr, was um dich herum ist. Dann wird auch nach und nach der Verstand leiser werden.

Keine Sorge, wir können trotzdem noch Auto fahren oder small-talk mit der Nachbarin halten. Aber wenn der Verstand nicht mehr vorherrscht, kommen wir unserem wahren Sein wieder etwas näher.

Ich werde weiter üben. Stille im Kopf. Keine Sorgen. Wie der Typ aus Frauentausch, der „HALT!!STOPP!“ schreit.  Das werde ich auch tun. Nicht, um die Gedanken zu verdrängen, sondern um mir immer wieder bewusst zu machen – das bin nicht ich. Ich bin die, die das alles wahrnimmt und wählt, welche Gedanken sie wirklich annehmen möchte!!

Und wenn wir diese beobachtende Haltung einnehmen, haben wir auch einen gewissen Abstand zu den Dingen, der es uns ermöglicht, eben nicht so schnell in Dramen abzurutschen.

Lausche. Atme. Beobachte.

Wir sind, wer wir sind.

Shine on!

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