Stellungnahme

Veröffentlicht am 6. September 2011 um 21:03

Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: Entweder so als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles eins. Ich glaube an Letzteres.

Dieser Satz wird Albert Einstein zugeschrieben.

Das kann ich so unterschreiben.

Ich werde in letzter Zeit immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen sich zwei Seiten einer Sache konträr gegenüber stehen. Wenn ich mich frage, wer hat recht oder was ist hier die Wahrheit, komme ich schnell in Teufels Küche. Denn oft empfinde ich es so, dass beide Seiten gleichermaßen recht haben, dass beide Wahrheiten stimmig sind. Je nachdem welche Perspektive eingenommen wird, kann man die eine wie auch die andere Seite nachvollziehen.

Das ist ganz schön schwierig. Was mache ich denn zum Beispiel, wenn von mir eine Stellungnahme gefordert wird? Ich kann ja nicht immer hin gehen und sowas sagen wie „naja, also ein stückweit könnte man meinen dass hier schon ein bisschen beide Seiten irgendwie so….“

Man kann sich so natürlich durchs Leben fudeln, aber ob man damit so richtig ernst genommen wird, weiß ich nicht. Ich spreche da aus Erfahrung, hatte ich doch den Perspektivwechsel für mich neu erfunden und konnte immer alles entschuldigen, was andere taten, selbst, wenn sie es mir antaten. „Ja, weißt du, ich kann das irgendwie verstehen, denn immerhin, also wenn ich in der Situation wäre….“

Viele nannten mich naiv. Na ja, irgendwie hatten sie ja auch aus ihrer Sicht recht… ;-)

Mittlerweile denke ich, dass es wichtig ist WIE ICH MICH DAMIT FÜHLE. Dass ich viele Dinge nachvollziehen kann, ist ja keine schlechte Eigenschaft, immerhin ist das Gegenstück, der Tunnelblick, auch nicht wirklich erstrebenswert.

Trotzdem weiß ich heute, dass ich, obwohl ich mich gut in andere und deren Situationen reindenken kann, sicher gehen muss, dass es mir dabei gut geht. Es macht keinen Sinn, andere schalten und walten zu lassen, wie sie lustig sind, auch wenn sie mir weh tun, nur, weil ich das ein stückweit nachvollziehen kann.

Heute denke ich, es ist ein Unterschied, ob ich etwas nachvollziehen kann, oder ob ich derselben Meinung bin. Nur weil ich vielleicht in derselben Situation ähnlich handeln würde, heißt das nicht, dass ich das gut finden muss. Ich BIN nun mal nicht in derselben Situation. Und wie ich handeln würde, wenn….das werde ich nie genau wissen, außer ich komme eines Tages wirklich mal in dieselbe Situation.

Ich habe gelernt, auf mich und meine Gefühle zu hören. Und wenn ich denke, dass es mir in einer Situation nicht gut geht, oder ich Scheiße behandelt werde, dann muss ich auch mal NEIN sagen. Auch wenn mir das immer noch schwer fällt. Aber eine Situation nachvollziehen zu können bedeutet nicht, sie auch zulassen zu müssen. Das war ein schwieriger Lernprozess, aber Einsicht und der Weg zur Besserung, du weißt schon.

Wenn ich also eine Stellungnahme abgeben muss, überlege ich, womit ich mich wohler fühle. Welche Seite spricht mich eher an. Ich mag mich immer noch nicht in duale Kämpfe werfen oder auf Dramen einsteigen, die sich in Lager aufteilen. Da bin ich lieber außen vor. Aber ich kann Stellung beziehen und sagen, was ich denke, auch wenn ich beide Seiten ein stückweit nachvollziehen kann.

Ich bleibe also konform mit Albert und betrachte das Leben auf meine Weise, egal wie sehr ich auch nachvollziehen kann, dass andere die Welt und das Leben eben nicht als Wunder wahrnehmen wollen. Auch wenn ich dann dafür als naiv gelte.

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