
Darf es etwas weniger sein?
Wer sich mit Minimalismus beschäftigt, und das über einen längeren Zeitraum, der wird nach und nach mit bestimmten Themen konfrontiert werden. Anfangen tun fast alle mit dem Kleiderschrank oder dem Bücherregal. Das ist noch einfach – wobei manche Herrschaften auch hier schon schnell an ihre ersten Grenzen stoßen könnten. Hat man sich aber durch sämtliche verwaschenen Hard Rock Cafe Shirts und alte Ausgaben von „Das Parfum“ gearbeitet, kann man zu den härteren Geschützen vordringen. Die Vorsichtigen gehen hier zu Küche oder Bad über, die Mutigen stürmen die Abstellkammer, den Keller oder den Dachboden.
Hat man auch dieses Level unbeschadet überstanden, sind Wohnung, Kleidung, vielleicht sogar Auto entrümpelt, steigt der geneigte Minimalist, noch mit Wollmäusen im Haar, zur nächsten Ebene des Declutterns auf. Zur Nahrung.
Hier wird es dann langsam wirklich interessant. Wer hinter die Capsule-Wardrobe-Videos bei YouTube schaut, der muss sich früher oder später mit Veganern auseinander setzen. Insbesondere, wenn man so naiv war und sich bei Facebook in mehreren Minimalismus-Gruppen angemeldet hat, um Gleichgesinnte zu treffen.
Ich habe aus verschiedensten Gründen schon die merkwürdigsten Ernährungsformen versucht. In erster Linie geht es mir dabei um mein körperliches Wohlbefinden, da ich auf manche Lebensmittel ungünstig reagiere. Nichtsdestotrotz bin ich auch ein moralisches Wesen und setze mich daher auch damit auseinander, woher meine Nahrung stammt.
Nein, keine Sorge, das hier ist mit Nichten ein Aufruf zum Veganismus. Allerdings ist es wirklich interessant zu beobachten, wie unterschiedlich Minimalisten diese Thematik auf ihre Ernährung anwenden. Wenn ihr da einmal wie im alten Rom bei den Gladiatorenkämpfen mittendrin sein wollt, empfehle ich eben erwähnte FB-Gruppen. Denn es gibt viele Minimalisten, die nach sorgfältiger Recherche beim Veganismus landen und aus guten und berechtigten Gründen diesen verfechten. Allerdings auf ziemlich beschissene Weise.
Lasst mich dazu etwas sagen. Ich finde Veganismus eine gute Sache, habe mich auch einige Zeit dementsprechend ernährt. Es gibt viele handfeste und gute Argumente, die diese Ernährungsform unterstützen. Der Punkt ist aber, jeder ist nun mal anders und nicht alle Körper und Köpfe funktionieren gleich. Ist viel Obst und Gemüse gesund? Ja! Kann Tierleid verhindert werden? Ja! Geht es dich etwas an, was ich zum Frühstück esse? Nein!
Das Tolle am Minimalismus und meiner Meinung nach einer der Gründe, weshalb er sich wie eine Wintergrippe ausbreitet, ist die Tatsache, dass jeder bei sich und in seinem Rahmen minimalistisch leben kann. Der eine besitzt nur 100 Sachen, der andere entrümpelt den Keller. Der eine reist nur mit Rucksack um die Welt, der andere beschließt, erst mal keine Pullover mehr zu kaufen. Der eine entscheidet sich für eine pflanzen basierte Ernährung, der andere möchte auf Zucker verzichten. Und alle sind sie Minimalisten.
Austausch ist wunderbar, gegenseitige Unterstützung ist äußerst nützlich. Aber jemand anderem vorschreiben zu wollen, wie er zu leben hat, ist einfach dreist.
Ich bin aus diesen Gruppen ausgestiegen. Auf so ein Drama und Vorhaltungen kann ich verzichten. Zumal das Thema immer wieder aufs Tapet kam, wohl gemerkt in normalen Minimalismus-Gruppen, nicht in Ernährungs-Gruppen.
Ich habe mich dafür entschieden, möglichst auf raffinierte und behandelte Lebensmittel zu verzichten. Künstlicher Zucker und Fertiggerichte sind tabu. Auf Weizenprodukte verzichte ich so oder so, was ebenfalls einiges an künstlicher Nahrung aussortiert. Viel frisches Ost, Gemüse, Salat kommen auf den Tisch. Dazu Reis, Kartoffeln, Süßkartoffeln, auch mal Pommes. Und ja, gelegentlich auch mal ein Stück Fisch. Ich habe für mich rein körperlich fest gestellt, dass ich mit Paleo ganz gut fahre, wobei ich Fleisch reduziere und stattdessen Käse esse. Mein Essensminimalismus bedeutet also, möglichst unbehandelte Lebensmittel. Dazu kommt intermittierendes Fasten, sprich, ich esse nie vor halb eins und meist nicht nach sieben Uhr abends. Ich versuche also weniger und dafür gesünder zu essen. Sollte ich doch mal Lust auf Zucker haben, mache ich mir Nusskugeln mit Datteln und Honig selbst oder püriere gefrorene Banane mit kalter Kokosmilch, was ein herrliches Eis gibt.
Das ist also meine Art, mich zu ernähren.
Wie du dich ernährst, bleibt ganz dir überlassen. Was du weg dezimieren möchtest, was dir körperlich nicht gut tut, was dir besonders gut schmeckt, was schöne Erinnerungen in dir wach ruft, wenn du es dir auf der Zunge zergehen lässt, das ist eine sehr persönliche Entscheidung. Clean Eating, 20/4, one meal a day, vegetarisch, vegan, paleo, glutenfrei... jeder wie, er will und was ihm gut tut. Und wenn du mal mit jemandem in eine unnötige Diskussion geraten solltest, weil dein Gegenüber der Meinung ist, dir sagen zu müssen, was du zu essen hast, wäre es vielleicht eine gute Möglichkeit, denjenigen weg zu minimalisieren.
Und falls du wer sein magst, der die Welt retten möchte, indem er gerne Vorhaltungen macht, lass dir gesagt sein: Deine Bedenken mögen berechtigt sein, deine Motivation löblich, aber es wäre großartig, du wendetest deinen Minimalismus mal auf dich selber an und überlegtest dir, diese Klugscheißer-Art weg zu dezimieren. Denn kehrten wir alle vor der eigenen Türe, wäre die Welt schon ein besserer Ort.
Im Endeffekt wollen wir doch alle das selbe: Einfach leben. :-)
Ich verlinke euch gerne ein paar tolle Seiten, von denen ich meine Kochanregungen ergaunere.Viel Spaß!
Ohne Gluten und Laktose, dafür mit Fisch, Fleisch, Ei, viiiel Gemüse und Grünzeug. Tolle Sachen, auch einiges vegetarisches und veganes dabei. Ich habe alle Kochbücher der beiden und schaue immer mal wieder rein.
Vegan, glutenfrei und gesund. Und sooooooo mega köstlich! Ich liebe ihre Kochbücher, die es zum Glück auch auf deutsch gibt. Sie hat ihre Krankheit mit dieser Ernährung in den Griff bekommen und ich koche so wahnsinnig gerne nach ihren Rezepten. Gebt Ella auf jeden Fall eine Chance!
Vegan und köstlich, aber nie langweilig. Wer gerne YouTube Videos schaut, sollte mal bei Isshappy rein schauen. Sie wirbt natürlich für eine vegane Ernährung, hat aber viele tolle Rezeptideen parat, wie man das auch klasse umsetzen kann.
https://www.youtube.com/channel/UCXE9-b4qkuK9dzCAHnmJLog
Noch mehr Videos bei Advanced your Style, diesmal wieder paleo. Nett gemacht, leckere Ideen.
https://www.youtube.com/watch?v=UHM7ewKfZAc
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